Einsam nach Trauma? Wie du Verbundenheit neu lernst und warum es nie zu spät ist

Fühlst du dich oft einsam und allein gelassen? Hast du den Eindruck, dass Menschen dich nicht sehen oder sich sogar von dir abwenden? Taumatische Erfahrungen aus der frühen Kindheit können oft tiefe Gefühle von Einsamkeit auslösen. Und diese chronische Einsamkeit breitet sich im Erwachsenenleben oft aus wie ein unsichtbarer Virus. 

Verständnis und Heilung von Trauma: Ein Blick auf die strukturelle Dissoziation

Was könnten beispielhafte Ursachen dafür sein?

  1. Frühe Verlusterfahrungen und Vernachlässigung
    Chronische Einsamkeit entsteht meistens schon in der Kindheit und wird besonders durch emotionale Vernachlässigung ausgelöst. Stell dir vor, ein Kind fühlt sich immer wieder nicht gesehen, nicht wahrgenommen in seinen Bedürfnissen oder seiner Not. Es erlebt vielleicht, dass seine Suche nach Verbindung und Geborgenheit nicht beantwortet wird oder sogar gefährlich ist. Das Kind fühlt sich dann nicht geborgen, nicht versorgt, und erlebt eine tiefe Angst vor dem Verlassenwerden. Diese Erfahrungen graben sich tief ins Nervensystem ein und bilden eine sogenannte "Wunde der Verlassenheit".
  1. Ungesehene Gefühle und Scham
    Manchmal erleben Kinder schlimme oder überwältigende Dinge ohne darüber sprechen zu können. Ihnen fehlen vielleicht die Worte oder sie begreifen die Situation gar nicht und können deshalb das Geschehene nicht verarbeiten. Zurück bleibt eine tiefe Einsamkeit. Es entsteht das Gefühl, dass niemand einen verstehen kann. Manchmal versteht man sich selbst nicht. Trauma ist häufig auch mit einem tiefen Schamgefühl verbunden. Stell dir vor, du schämst dich so sehr für das, was dir passiert ist oder wie du dich fühlst, dass du es niemandem zeigen willst. Dieses Schamgefühl kann dann dazu führen, dass du dich emotional isolierst, quasi eine "Isolation im eigenen Inneren" entwickelst. Dadurch schneidest du dich ein Stück von dir selbst ab. Solche unverarbeiteten Erlebnisse sind wie "eingekapselte Erfahrungen", mit denen man sich zutiefst allein und allein gelassen fühlt.
  1. Verlust der Verbundenheit zu sich selbst und anderen
    Eine der Hauptfolgen von Trauma ist, dass die Verbundenheit zu uns selbst verloren geht oder stark beeinträchtigt wird. Wenn du dich von dir selbst entfremdet fühlst, kannst du dich auch nicht wirklich mit anderen oder der Welt verbunden fühlen. Es ist, als ob die Tür nach innen verschlossen ist. Das ist eine Art Schutzmechanismus, um die überwältigenden Gefühle nicht spüren zu müssen.
  1. Dysfunktionale Bewältigungsstrategien
    Um mit der inneren Not, dem Schmerz oder der Überforderung klarzukommen, entwickeln Menschen oft unbewusst Überlebensstrategien. Dazu gehören beispielsweise:
    • Dissoziation: Das ist ein Schutzmechanismus, bei dem du dich von deinen Gefühlen oder deinem Körper abspaltest, um den Schmerz nicht mehr spüren zu müssen. Es ist wie eine Betäubung, die kurzfristig Erleichterung bringt. Langfristig wird jedoch die Einsamkeit vertieft, weil du dich dadurch auch von dir selbst entfernst.
    • Suchtverhalten: Egal ob stoffgebunden (wie Drogen, Medikamente oder Alkohol) oder nicht-stoffgebunden (wie exzessiver Serienkonsum oder Arbeitssucht), Sucht kann ein Versuch sein, die Aufmerksamkeit vom inneren Schmerz, der Unruhe oder Einsamkeit abzulenken und sich nicht spüren zu müssen. Doch nach der kurzfristigen "Betäubung" wird das Gefühl der fehlenden Verbundenheit oft noch tiefer.
    • Rückzug und Bindungsvermeidung: Manche Menschen ziehen sich komplett zurück und meiden Beziehungen, weil sie gelernt haben, dass Nähe und Bindung mit Schmerz oder Gefahr verbunden sind. Das kann nach außen hin souverän wirken, aber im Inneren geht es diesen Menschen oft sehr schlecht, da sie in großer Isolation und Not festsitzen.

Wie kommst du da raus?

Der Weg aus der Einsamkeit braucht Zeit und Unterstützung.

  1. Verständnis entwickeln (Psychoedukation): Verstehe, dass deine Reaktionen Antworten auf traumatische Erfahrungen sind. Wissen über Trauma (Psychoedukation) hilft dir, dich selbst und dein Nervensystem besser zu verstehen und frühere Überlebensstrategien als solche zu erkennen.
  2. Das Nervensystem regulieren und Sicherheit lernen: Lerne, dein Nervensystem zu regulieren. Schaffe Sicherheit im Hier und Jetzt, indem du deine Sinne bewusst wahrnimmst (z.B. Füße spüren). Baue schrittweise Kapazität für Gefühle auf um emotionale Überflutungen zu vermeiden, idealerweise mit traumasensibler Begleitung. Pausen und Entspannung sind dabei essenziell.
  3. Verbundenheit neu lernen und erleben: Verbundenheit ist lebenswichtig und kann neu gelernt werden. Suche heilsame Beziehungen, ob in Therapie oder Freundschaften, die "korrigierende Erfahrungen" ermöglichen, indem du dich sicher, gesehen und verstanden fühlst. Entwickle Selbstmitgefühl und Wohlwollen dir selbst gegenüber. Erkenne, dass deine früheren Überlebensstrategien dich schützen wollten und dass Heilung ein Prozess ist, der Geduld erfordert und Rückschläge mit einbezieht.

Der Weg aus der Einsamkeit ist eine Reise zu dir selbst. Du lernst dabei Verbindung aufzubauen - Verbindung zu dir selbst, zu Gott, zu anderen Menschen und zu deinem Umfeld. Du findest die Kraft in dir, alte Wunden liebevoll anzuschauen, zu verarbeiten und neue, heilsame Erfahrungen zu machen. Diese ermöglichen dir zu erkennen, dass du nicht allein bist und zu verstehen, dass du dein Leben auch nicht alleine schaffen musst. 

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