Wenn Stille lauter spricht als tausend Worte: Warum du dich zurückziehst und wie du die wahren Gründe erkennst

Kennst du das? Irgend etwas stimmt nicht! Du spürst, da ist etwas in der Luft, aber keiner von euch beiden spricht es aus. Es fühlt sich an wie ein kalter Wind, der durch den Raum weht oder wie eine unüberwindbare Mauer, die sich zwischen dir und deinem Partner oder deiner Partnerin auftürmt. Da ist eine Schwere, wie eine dicke "Decke des Schweigens", die sich sehr schmerzhaft anfühlt und gleichzeitig lähmt.

Doch weißt du, warum dieser Rückzug passiert ist und was er wirklich bedeutet? Denn oft sind es alte, unbewusste Geschichten, die da leise mitschwingen und eure Beziehung beeinflussen. Mit diesem Thema sehen sich viele Paare konfrontiert. 

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Lass uns das mal genauer anschauen was die Ursachen für einen "inneren Rückzug" in der Paarbeziehung sein können. 

Was bedeutet Rückzug und Schweigen in einer Paarbeziehung?

Stell dir vor, ihr seid mitten in einem Gespräch oder einem aufkommenden Konflikt. Und plötzlich wird einer von euch beiden ganz still, geht vielleicht aus dem Zimmer, schaut weg oder reagiert gar nicht mehr auf das, was gesagt wird. Als würde ein Partner damit zeigen, dass er kein Interesse mehr an den gemeinsamen Themen oder an einer Lösung hat. Dieses Verhalten nennen wir "Rückzug“ oder "Kommunikationsverweigerung“. 

Es gibt aber auch den "Friedhofsfrieden“. Davon spricht man, wenn ihr als Paar Konflikten ganz bewusst aus dem Weg geht. Ihr sprecht heikle Themen gar nicht erst an und tut so, als wäre alles in Ordnung, nur um keinen Streit zu riskieren. Das kann dazu führen, dass ihr euch beide immer weiter voneinander entfernt, jeder in seine eigene Welt abtaucht – sei es in die Arbeit, die Kinder oder sogar in eine „Nebenbeziehung“. Das ist wie eine „Fluchttreppe“ in eurem Beziehungshaus, die immer stärker abgenutzt wird. Und je öfter ihr diese benutzt, umso hilfloser fühlt ihr euch in  unangenehmen Gesprächssituationen und verfallt widerum in ohnmächtiges Schweigen.

Was sind die Gründe für Rückzug und Schweigen?

Die Gründe dafür liegen oft tiefer, als man auf den ersten Blick denkt. Es sind keine zufälligen Reaktionen, sondern meistens Muster, die sich schon lange vor der aktuellen Partnerschaft gebildet haben.

  • Verletzungen aus der Kindheit: Wie ihr als Kinder gelernt habt, mit euren Gefühlen und Konflikten umzugehen, prägt eure späteren Beziehungen extrem stark. Wenn zum Beispiel eure Eltern unberechenbar waren oder eure Bedürfnisse ignoriert haben, kann es sein, dass ihr als Kind gelernt habt, euch zu verstecken oder eure Wünsche nur indirekt auszudrücken. Wenn ihr als Kind viel Ablehnung erfahren habt, kann die größte Sorge sein, dass ihr in einer Partnerschaft eine Zumutung seid – und darauf reagiert ihr vielleicht mit Rückzug.
    • Beispiel: Nehmen wir Tamara und Sigi. Tamara hat als Kind erfahren, dass ihre Mutter sie abgewiesen hat, wenn sie Trost, Schutz oder Sicherheit bei ihr suchte. Sie hat daraus gelernt: "Ich darf keine Zuwendung wollen“. Deswegen fällt es ihr als erwachsene Frau schwer, auf Sigi zuzugehen und ihn um Nähe zu bitten. Sigi wiederum hat vielleicht gelernt: "Wenn ich etwas für mich will, bin ich gemein und böse“. Er zieht sich lieber in seine Arbeit zurück, um sich frei zu fühlen, was Tamara das Gefühl gibt, verlassen zu werden. Beide wiederholen unbewusst diese alten "Überlebenstheorien“ aus ihrer Kindheit, die zu Problemen in der Partnerschaft führen.
  • Umgang mit schwierigen Gefühlen: Manchmal können Gefühle so stark werden, dass ihr glaubt, diese nicht aushalten zu können. Die Vermeidung kann dazu führen, dass Konflikte sich zu echten Dramen entwickeln und wichtige Themen nicht geklärt werden. Ärger kann sich zum Beispiel in Wut verwandeln, wenn er nicht richtig geäußert wird. Dann entsteht ein Teufelskreis aus Machtspielen und Ohnmacht. Man schiebt dem Partner die Schuld zu und denkt: "Ich ziehe mich nur zurück, weil du so gemein bist“.
  • Bestimmte Beziehungsmuster: Eure Kindheitserfahrungen formen bestimmte Muster in euch, die euer Verhalten in Beziehungen beeinflussen:
    • Der Trauer-Typ (Menschen, die mit der Emotion Trauer reagieren) neigt dazu, sich zurückzuziehen, wenn es um Veränderungen oder Konflikte geht. Er vermeidet Streit und Stress, wirkt zögerlich und macht sich vielleicht abhängig, um nicht wieder verlassen zu werden.
    • Der Scham-Typ (Menschen, die mit der Emotion Scham reagieren) versucht, durch extreme Kontrolle und Perfektion Demütigungen zu vermeiden. Der Kontakt bleibt dann oft formal und kühl, weil das Herz verschlossen bleibt. Das führt dazu, dass ein Partner sich vielleicht nach emotionaler Nähe sehnt, während der andere reserviert und distanziert bleibt.
  • Ablenkungen und "Dreiecksbeziehungen“: Manchmal rückt die eigentliche Paarbeziehung in den Hintergrund, weil andere Dinge wichtiger werden. Das können Affären sein, übermäßiger Konsum von Pornografie, zu enger Kontakt zu Eltern oder Ex-Partnern, oder auch die völlige Hingabe an den Job. Diese "quälenden Außenbeziehungen“ können dazu führen, dass das klare Bekenntnis zueinander in eine "Ambivalenzfalle“ gerät.

Wie kommt ihr aus Rückzug und Schweigen heraus?

Wir glauben fest daran, dass Paare wieder zueinander finden können. Dafür braucht es jedoch ein neues Verständnis füreinander und für die eigenen Lebensgeschichten. Dies lässt sich häufig nur mit professioneller Unterstützung, wie z.B. in einer Paartherapie, erarbeiten. 

  • Das Muster erkennen: Der erste und wichtigste Schritt ist, dass ihr beide versteht, dass Rückzug und Schweigen keine Lösungen sind, sondern die Beziehung nachhaltig schädigen. Es ist wichtig zu sehen, dass die Probleme nicht am "bösen“ Partner liegen, sondern oft aus unbewussten Mustern und alten Wunden beider Seiten entstehen. Eine bildliche Vorstellung wie das "Trauma(a)-Haus“ kann Paaren helfen, ihren aktuellen Zustand zu erkennen, zu verstehen welche "Räume“ in ihrer Beziehung ungenutzt sind und wie der Weg der Heilung aussehen kann.
  • Den Streitausstieg lernen: Bei dieser wichtigen Methode geht es darum, einen Streit zu stoppen, bevor er weiter eskaliert und außer Kontrolle gerät. Im Gegensatz zur Flucht oder zum "Mauern“ handelt es sich hier um eine bewusste Entscheidung zur Deeskalation und Selbstfürsorge. Denn jeder von euch nutzt die vereinbarte Zeit dafür, die eigene Emotionen zu beruhigen und sich in guter Weise um sich selbst zu kümmern. 
    • Beispiel: Irma und Andre haben in der Therapie gelernt, dass Andres Rückzug nicht als Ablehnung gemeint war. Andre wollte Irma vor seinen Wutanfällen schützen. Dieses Wissen hat Irma sehr erleichtert und die Situation verändert.
  • Die eigene Beziehungsgeschichte entschlüsseln mit dem Emotions-Skript: Durch das Erstellen eines "Emotions-Skripts“ und das Formulieren von "Beziehungssätzen“ könnt ihr beide erkennen, welche alten Verhaltensmuster ihr aus eurer Kindheit in der Partnerschaft immer wiederholt. Dieses tiefere Verständnis hilft, die "Unlogik“ eurer Konflikte zu erkennen und den Schleier darüber zu lüften, was wirklich zwischen euch passiert.
    • Beispiel: Als Sigi verstand, dass sein Bedürfnis nach Freiheit und sein Rückzug eine alte Überlebensstrategie waren, konnte er bewusst lernen, Tamara Zuneigung zu zeigen. Tamara wiederum lernte, dass sie um Zuwendung bitten darf und ihr eigenes Leben leben kann, ohne immer etwas von ihrem Partner zu erwarten.
  • Neue Wege der Kommunikation finden: Glückliche Paare reden nicht über ihre Probleme, wenn die Stimmung schlecht ist. Stattdessen suchen sie nach konstruktiven Lösungen. Es geht darum, wie man miteinander spricht, nicht nur was.
    • Das Zwiegespräch ist eine Methode, bei der jeder Partner in Ruhe von seinen Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen erzählen kann, während der andere aufmerksam zuhört, ohne zu unterbrechen.
    • Das Strukturierte Beziehungsgespräch hilft, sachliche Themen zu klären und gemeinsame Vereinbarungen zu treffen.
    • Die Resonanz-Skala ist ein Werkzeug, um bei emotionalen Themen spontan und ehrlich auszudrücken, wie sich ein Vorschlag oder eine Situation anfühlt, ohne sich selbst rechtfertigen zu müssen.
  • Grenzen setzen und Eigenverantwortung übernehmen: Eine gesunde Beziehung braucht eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz. Das bedeutet auch, klare Grenzen zu setzen und dafür einzustehen. Es ist wichtig zu erkennen, dass jeder für seine eigene innere Welt und seine Reaktionen verantwortlich ist, anstatt die Schuld immer wieder dem Partner zuzuschieben.
  • Einen Liebesvertrag und gemeinsame Ziele entwickeln: Ein Paar kann gemeinsam eine Art Beziehungsphilosophie erarbeiten. Hier könnt ihr festlegen, welche Werte euch wichtig sind, welche gemeinsamen Ziele ihr habt und welche Erwartungen ihr aneinander richtet. So könnt ihr eure Beziehung bewusst zu einem Ort der echten Begegnung und des gemeinsamen Wachstums machen, anstatt in alten, schädigenden Mustern stecken zu bleiben.

Diese Schritte können euch als Paar helfen, aus dem Kreislauf von Rückzug und Schweigen auszubrechen und wieder eine lebendige, offene und liebevolle Verbindung aufzubauen. Jeder dieser Schritte wird in unserer Paartherapie detailliert erklärt, umgesetzt und eingeübt. Wir unsterstützen euch dabei, diese tief verwurzelten Muster zu erkennen, sie nach und nach aufzulösen und durch hilfreichere Verhaltensweisen zu ersetzen. 

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